Warum das Gießkannenprinzip beim E-Learning problematisch ist

Please find the English translation at the bottom of the post.

Wer schon einmal einen E-Learning Kurs mit einem Autorentool erstellt hat, weiß: Der Aufwand, der hinter einem relativ kurzen Kurs steckt, kann enorm sein. Je nachdem wie viele Interaktionen, Lernerfolgskontrollen oder verschiedene Medien der Kurs enthalten soll, kann der Zeitaufwand stark variieren.

Für viele Kurs Designer*innen ist das ein Grund dafür, lediglich eine Version des Kurses zu erstellen, die möglichst alle möglichen Nutzer*innen abdeckt. Das kann funktionieren, wenn die Gruppe der Mitarbeiter*innen sehr homogen ist. Das bedeutet, dass sie einen ähnlichen Stand zum Thema Technik sowie im bisherigen Wissen aufweisen, die gleiche Arbeitsrealität in Bezug auf Ort und Tätigkeit haben und auch eine ähnliche Art des Lernens zeigen.

Aber wie oft ist das tatsächlich der Fall?

Denken Sie an den Mitarbeiter in der Verwaltung, der zwar den ganzen Tag am PC sitzt und genial im Umgang mit Excel ist, der aber vielleicht noch nie eine Drag-and-Drop Aufgabe lösen musste. Oder denken Sie an die Pflegefachkraft, die in ihrem Arbeitsalltag kaum Zugriff auf einen PC hat, geschweige denn die Zeit, um sich damit zu beschäftigen. Und dann haben Sie noch die junge Mitarbeiterin aus der IT, frisch von der Uni und versiert im Umgang mit der Technik.

Wo liegt hier die Schwierigkeit? Die meisten Kurse werden nach dem Gießkannenprinzip erstellt.

Verschiedene Arbeitsrealitäten innerhalb eines Unternehmens sind jedoch nicht die Ausnahme – sie sind der Standard. Das Problem liegt darin, dass Sie als Kurs Designer einerseits den Aufwand der Kurserstellung minimieren und andererseits den Lernerfolg maximieren sollen. Diese beiden Ansprüche unter einen Hut zu bekommen, stellt alle Entwickler vor eine Herausforderung. Zudem haben Sie bei asynchronen Kursen keinerlei Möglichkeit, auf Fragen oder Schwierigkeiten der Lernenden einzugehen.

Wie kann man dies also bei der Kurserstellung berücksichtigen?

Grundsätzlich sollten die wichtigsten Kriterien sein, dass jeder Lernende die Inhalte versteht und dass der Transfer in den Arbeitsalltag möglich ist. Das bedeutet, die Inhalte müssen klar formuliert sein, sie sollten anschaulich dargestellt werden und sie müssen über passende Medien transportiert werden. Im Zweifel lieber etwas zu leicht, als zu schwer. Dabei geht man oft einen Kompromiss ein. Denn neben der Vermittlung des Inhalts, ist es auch wichtig, dass die Motivation der Lernenden erhalten bleibt und dass die Aufmerksamkeit gebunden wird.

Unsere Empfehlung für Sie lautet, genau zu ergründen, an welchen Stellen es in dem Kurs haken könnte und gegebenenfalls, wenn sich klare Gruppen bilden lassen, leicht unterschiedliche Versionen eines Kurses für verschiedene Zielgruppen zu erstellen. Am besten testen Sie die erste Version Ihres Kurses an verschiedenen Nutzergruppen und holen sich ihr Feedback ein!

Sie könnten beispielsweise bei weniger technikaffinen Zielgruppen mit weniger komplexen Interaktionen arbeiten (z.B. Klick-Interaktionen), da diese Formate auch den weniger technikaffinen Nutzer*innen bekannt sind. Hingegen könnten Sie bei einer Zielgruppe, die viel Kontakt zum PC hat, durchaus auch komplexere Interaktionen (Drag-and-Drop) einbinden.

Ein spannender Ansatz zum Thema Motivation, Aufmerksamkeit und zielgruppengerechte Gestaltung der Lerninhalte stammt aus der pädagogischen Psychologie: Die Cognitive Load Theory. Diese werden wir in einem späteren Beitrag vorstellen.


English translation:

Why you should rethink the „one fits all“ approach in e-learning

Anyone who has ever created an e-learning course with an authoring tool knows: The effort behind a relatively short course can be huge. Depending on how many interactions, learning success assessments or different media the course should contain, the time required can vary greatly.

For many course designers, this is a reason to create only one version of the course that covers all possible users. This can work if the group of employees is very homogeneous. This means that they have a similar level of technology skills and knowledge, the same work environment in terms of setting and tasks, and a similar approach to learning.

But how often is that in fact the case?

Think of the employee in administration who sits at a PC all day and is brilliant at using Excel, but who has perhaps never had to solve a drag-and-drop task. Or think of the nursing professional who barely has access to a PC in their day-to-day work, not to mention the time to spend on it. And then you have the young employee from IT, fresh out of college and skilled in the use of technology.

Where is the difficulty here? Most courses are created according to the „one fits all“ approach (in Germany we call it the „watering can principle“).

Different working environments within a company are not the exception – they happen to be the standard. The problem is that as a course designer, you are expected to minimize the effort of course creation on the one hand and maximize learning success on the other. Balancing these two demands is a challenge for all developers. Moreover, with asynchronous courses, you have no possibility to address learners‘ questions or difficulties.

So how can you take this into consideration when creating courses?

Basically, the most important criteria should be that every learner is able to understand the content and that the transfer to day-to-day work is facilitated. This implies that the contents have to be clearly articulated, they should be presented in a descriptive way and they have to be delivered via adequate media. Better to be a little too simple than too complex. This often results in a compromise. After all, in addition to delivering the content, it is also important to keep the learners motivated and to keep their attention.

Our suggestion for you is to explore exactly where there might be problems in the course and, if necessary, create slightly different versions of a course for different target groups if distinct groups can be formed. You should test the first version of your course on different user groups and get their feedback!

For example, you could work with less complex interactions (e.g. click interactions) for less tech-savvy target groups, since these formats are also familiar to less tech-savvy users. On the other hand, for a target group that has a lot of contact with a computer, you could also include more complex interactions (drag-and-drop).

An interesting concept regarding motivation, attention and target group-oriented design of learning content comes from pedagogical psychology: the Cognitive Load Theory. We will present this in a following post.


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